Tradition mitten im Kiepenkerlviertel

Der Kiepenkerl, der für das Altstadt-Viertel namengebend Pate stand, war ein oft und gern gesehener Gast im Münster vergangener Zeit. Es waren Handwerker und fliegende Händler – Bäcker, Meier, Metzger und andere – die in der Kiepe, einer Art offenem Rucksack aus Weidengeflecht, ihre Ware in die Stadt brachten, um sie dort zu verkaufen. Oft waren das landwirtschaftliche Gaben: Kartoffeln, Gemüse, Früchte – aber auch Eier, Wildbret und handwerkliche Dinge wie alltagstaugliche Schnitzsachen. Für die Städter war es schon immer komfortabel, an Markttagen alle Dinge des täglichen Bedarfs vor die Tür gebracht zu bekommen.

Und noch eine andere Funktion hatten die Kiepenkerle: Sie kannten sich aus, wussten den neuesten Tratsch und konnten Auskunft auf viele praktische Fragen geben. Nicht zuletzt wussten sie, wo Menschen auf Partnersuche waren und vermittelten so manche Ehe. Der Mann mit dem Weiden-Rucksack genoss daher durchaus hohes Ansehen, trotz seines vergleichsweise niedrigen Standes. So erklärt sich auch die Namengebung für das Viertel – und die Statue des Kiepenkerls, die nach ihrer Zerstörung im Krieg wiederaufgebaut wurde und auf dem kleinen Platz am westlichen Ende der Bogenstraße zu bestaunen ist.

Doch es war keineswegs so, dass in der Stadt selbst kein Handel und Handwerk vertreten waren: Bäcker und Fleischer, Schneider, Sattler und Schmiede gab es freilich über alle Jahrhunderte hinweg. Doch lange Zeiten waren im Kiepenkerlviertel auch Bierbrauer, Blaufärber, Klempner, Schneider und Kürschner, Handschuh- Mützen und Schuhmacher – und sogar Buchbinder und Pfefferhändler ansässig. Und auch, wenn sich das Sortiment gewandelt hat, noch immer sind viele Ladengeschäfte geprägt vom selten gewordenen Charakter des inhabergeführten Ladens, der mit Individualität und hoher Qualität aus der Masse hervorsticht.

So wie unser Geschäft in der Bogenstraße, in dem wir hohe handwerkliche Kunst aus deutschen und vereinzelt europäischen Landen anbieten. Und damit in der Tradition nicht nur des Kiepenkerlviertels, sondern des ganzen Handwerks stehen. Nicht ganz ohne Stolz sind wir deshalb auch Mitglied im Kiepenkerl e. V., der seinen Sitz nur ein paar Häuser von uns entfernt hat.